Notzucht an einer schamlosen Hure

Die Inanspruchnahme von Prostitution ist Vergewaltigung.

Sagt eine Theorie.

Ich kann das nicht beurteilen. Mangels persönlicher Erfahrung ist Prostitution für mich nie gesellschaftliche Realität geworden und begegnet mir daher nur als eine Idee. Als eine reale Idee von Humanisten, Konservativen, Zuhältern und Prostituierten.

Sieht man sich die Situation im Spiegel der Öffentlichkeit an ist die Inanspruchnahme von Prostitution Vergewaltigung, die Bereitstellung Menschenhandel, das Anbieten Versklavung. Meistens.

Es gibt daneben eben auch die Frau, die sich für diesen Weg entscheidet und (bei uns) dafür entscheiden kann. Da ist die Idee „Inanspruchnahme von Prostitution ist Vergewaltigung“ das Absprechen der Dispositionsfreiheit über den eigenen Körper, das Verweigern von Handlungsfreiheit der Frau.

Die größte und beste Diskussion über die Handlungsfreiheit und die Freiheit des Menschen fand um 1800 statt, als sich das Bürgertum aus den Fesseln des Feudalismus befreite. Das dauerte nicht lange, nur wenig später, schon Mitte des 190. Jahrhunderts kam man schon zu Auffassungen, die den Menschen ethisch kategorisierte. Da findet sich dann das Gegenteil: Eine Hure kann gar nicht vergewaltigt werden:

Der unbedingte Gleichheitsgedanke des Strafrechtlers Feuerbach (so hier verkürzt) empörte sich C.J.A. Mittermaier, führe konkret etwa dazu, daß bei der Notzucht nurmehr die Disposition über den eigenen Körper geschützt werde, so daß ”selbst von einer Notzucht an einer schamlosen Hure” gesprochen werden könne.

Die Zeitläufte interessiert das alles nicht: Containerschifffahrt, Girokonto und Fernseher haben die Prostitution in Bremen abgeschafft, steht in der TAZ zu einem Buch von Frauke Wilhelm: Die Taschen waren voller Geld, Edition Temmen.