Markt in Schwäbisch Hall, Anfang April.
Es ist noch kalt. Auf dem Rückweg wird es noch einen letzten Schneeschauer geben.
Aber die Blumen für die Fensterbank, die Frühjahrsbepflanzung der Gräber und Gärten stehen bereit.
Und der erste Spargel.
Trotz der Kälte.
In der Wirtschaft gegenüber der Kunsthalle Würth findet sich ein Relikt des überlangen Winters, ein Stilleben von Verfall und Vergänglichkeit.
Ein freigelassenes Möchtegernfresko steht für die Vergangenheit, wie man sie gern hatte. Als Erzählung von Fortkommen und Bescheidenheit in blassen roten Farben irgendwo zwischen norddeutscher Spätgotik und Kirchendesign der 1970´er. Die Kerze als Symbol der Vergänglichkeit unter dem Fernsehgerät, das bald Ikonographisch für das Stillstehen der westlichen Gesellschaft stehen könnte. Das Kunststofffurnier der Tische verdeckt den Abfall, aus dem die Tischplatten zusammengeleimt sind. Sie warten auf Italiener, die Weißbier und Radler ordern und noch ein wenig Geld nach Schwaben bringen.
Nun ja, die Schwaben scheinen noch produktiv genug zu sein. Aber es finden sich erstaunlich viel Italiener. Vielleicht auch wegen der Schutzmantelmadonna?
Das sind keine Italiener. Sie sehen auf die Freitreppe vor Sankt Michael und lauschen den Ausführungen der Stadtführer zu Baumassen, Höhenunterschieden, Mauern, die abgerissen und Schauspielen, die hier aufgeführt wurden.
Der Markt hat seine Zelte abgebrochen und gibt den Blick frei auf ein anderes altes Schauspiel. Der Marterpfahl.
Da hätte so mancher wieder Verwendung für und es schadet nicht, sich zu erinnern, wofür man den Pranger abgeschafft hat.
Humor birgt dieser hier in seinem Aufbau als Katheder und die provozierte Vorstellung des Zwangs zur öffentlichen Rede: Nun stellt Euch hin und handelt! Flüchtet nicht mehr in Alternativlosigkeiten!







