Was ich vielleicht vermissen werde.

Die Frauen, Kinder und Familien des Viertels, auch die, die man nicht wirklich kennt, aber immer wieder sieht über die Jahre, älter und groß werden, geschäftiger und gelassener, die man auch mal grüßt.

Den Obstmann in der Markthalle, der sich Kirschen an die Ohren hängt, die Waren preist und den Kindern (und Eltern) mit kleinen süßen Geschenken schmeichelt. Ein Original, der nicht die Art der Altberliner Verkäuferinnen, stark, geschminkt und geschwätzig, weiterführt, aber im Stil des eigensinnigen Marktkaufmanns bleibt. Die Cafébar, Leisten-Schlumm, die Eisdielen (die sich in den letzten Jahren ein ehrgeiziges Rennen in Qualität liefern). Die Kinderspielplätze, die bei uns zu einem Babel werden und zeigen, daß es funktioniert ( jedenfalls bis die Kinder eingeschult werden sollen).

Die anregende Präsenz eines aufgeklärten Absolutismus.

Die Staatskapelle und die Staatsoper.

Ein Spaziergang über das Tempelhofer Feld an lauen Sommerabenden.

Hier ist immer irgendwo ein Saxophon oder eine Gitarre, einmal sogar ein Klavier auf Rollen, zu hören, entfernt und unaufdringlich genug, um den Vögeln, darunter sogar Lerchen ihren Platz nicht zu nehmen.

Die Stimmung in Brandenburg, an den Seen

in den Schlössern

und Schloßparkanlagen kann herrlich sein.

 

Aber man kann es so nicht angehen.

Ein Abschied ist immer bitter und eine Herausforderung,  ein neuer Anfang blanker Streß, gleich wie man es aufnimmt. Die Erinnerung macht es sich dann auch bequem und nistet sich ein. Wenn ich beginne, zu kramen, finde ich für jedes Beispiel ein anderes anderswo. Bayreuth, Nürnberg, Innsbruck, Sterzing, Trient…

Berliner Ästhetik

Die U-Bahn-Wagen in Berlin sind großteils mit einem Sitzbezug versehen, der nicht nur den Schmierern von Schmierereien die Lust nimmt, ihre Tags oder sonstwas dort zu setzen, sondern auch gleich manchen Fahrgast das Setzen überhaupt.

Was dazu geführt hat, daß die Scheiben der Wagons mit geeigneten Mitteln verkratzt wurden. Nachvollziehbar in der Logik, sollte man glauben. Darauf hin haben die Verkehrsbetriebe die Scheiben beklebt mit verdrehten kleinen Brandenburger Törchen.

Eine Eskalation des schlechten Geschmacks, orientiert an der Frage, wie Verwüstung möglichst einzudämmen und Schäden im Rahmen zu halten sind.

Da ist keine Idee von lebenswertem Raum.

Irgendwo hat es eine Ladung giftfroschgrüner Parkbänke gegeben, die vermutlich aus dem U-Bahn-Projekt übrig geblieben sind und nun behutsam in den öffentlichen Raum entlassen werden.

Erst eine über Nacht zum Test.

Dann, nachdem das Überleben ohne Graffiti und Edding festgestellt wurde, eine ganze Horde. Ein Erfolg.

Das ganze färbt ab.

Weltstadt! Modestadt! Geschmack? Modebewußtsein?

Das alles hat Tradition.

Letzthin, in der Pause zu Luisa Miller, in der Deutschen Oper, standen an den reservierten Stehtischen ein Ehepaar älteren Semesters, Zehlendorf, sehr gepflegt, Blond toupierte Haare sie, grauer, leicht glänzender Anzug er und aßen Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat Berliner Art (natürlich Mayonnaise) und kleines Bierchen dazu. Ein hoch sympathisches Bild, das man unwillkürlich ins Herz schließen muß, so artig, zart und genügsam wie beide da standen.

Aber es bleibt doch ein etwas unfröhlicher und bedrückter Nachgeschmack der Bescheidenheit in ästhetischen und kulinarischen Dingen.