Autonom befreite Zone

Kreuzberg darf kein Guggenheim haben, kein BMW, kein Mäzenatentum, findet die linke Szene.

Was kommt als nächstes? Die Galerien in Kreuzberg? Offenbar hat der linke Aktivist im Soziologieseminar aufgepasst. Zuerst kommen die Studenten, dann die Galeristen und dem folgen Leute, die ein nettes Umfeld schätzen. Weil sowas

will  man nicht sehen, wenn man die Miete selbst zahlt.

In der Alexandrinenstr. hat König eine Kirche gekauft, um dort im Umfeld des jüdischen Museums eine Galerie zu eröffnen.
Sind diese Scheiben auch schon Teil eines Abschreckungsszenarios?

Die Wehrhaftigkeit des Verteidigers rechtschaffener Ideologie und der geknechteten …, ja nun was noch gleich.

Es gibt auch andere Erzählungen. Die Abfolge der Iren, Polen und Italiener in New York, die ankommen und leben und um einen Platz kämpfen bis sie Teil einer Stadt werden. Sie kommen an, weil sie weg müssen aus dem Dreck, dem Hunger, der Krankheit und nicht zuletzt der Engstirnigkeit der ansässigen Hüter der ewigen Moral.

Diese Funktion haben jetzt andere übernommen. Natürlich gibt es einen ungleichen und unschönen Verdrängungswettbewerb. Nur liegt das sicher nicht an BMW. Die Bergmannstr. und der Wrangelkiez werden gerade „zerstört“ von Touristen. Vorher waren es die Migranten, denen es in Neukölln und Moabit zu eng und zu spießig wurde, die hofften, durch bestimmte Schulen ihre Kinder aus dem Kreislauf der Unbildung und dem Einfluß der Sozialhilfedynastien  entziehen zu können. Jetzt ziehen immer mehr Studenten nach, weil es hier so schick ist, die sich aber einen Dreck scheren und vor allem keinen Dreck kehren, weil das bisher immer die Mama gemacht hat.

Vor ein paar Jahren schon mussten wir (soweit ich sehen konnte alles linke und alternative Migranten aus der Türkei, dem Nahen Osten und dem nahen Süden, Hessen und Bayern) uns verteidigen gegen Jugendgangs, die unser Viertel schwer auseinandernahmen, bei den Nachbarn einbrachen und nachts lärmten bis gar nichts mehr ging. Mein Block und Frauen sind Nutten, das Ding halt. Es folgte das ganze Geschäft, vom Sozialarbeiter über Stadtteilversammlungen, Platzverweise bis zur Ausweisung.

Und wir mussten uns den unausgegorenen Schmarrn von linken Aktivisten aus dem dritten Hinterhof anhören, die uns diffarmierten als unausgeglichene Spießer, die von den Belästigungen der Straße nur ihr Selbstgespräch auf dem nach Hause Weg von der Kneipe mitbekamen. Die weder Familie, noch Freundin hatten. Die mit wildem Beißreflex jede Gewalt und Zumutung einer Migrantengang rechtfertigten und damit das langsam gewachsenen Miteinander der hier engagierten Nationen empfindlich störten. Diese Leute waren nicht hier als es anfing und sie waren nicht mehr da, als es aufhörte. Aber sie haben die Diskussion und die Selbstverwaltung des Problems durch die Anwohner zunichte gemacht. Ich glaube ja, daß das nicht nur ein Problem von Urbanität ist, daß sich immer wieder Leute ohne Kenntnis vor Ort über die Anwohner erheben und ihnen erklären wollen, wo der Hase langläuft. Das ist schon sehr Berlin typisch, daß Leute angezogen werden, die mit übersteigerten Selbstbewußtsein die Stadt der Möglichkeiten als new West Frontier betrachten und sich als König.

Mittlerweile ist hier keiner mehr, der es sich leisten kann, wegzugehen. Außer denen, die nicht an der (Straßen-)Front wohnen und es sich in den vielen hübschen und ruhigen Winkeln kommod eingerichtet haben. Zu Recht, denn es gibt so kaum mehr Lebensqualität, wenn man die Natur nicht vermißt. Nur diese Plätze sind rar und vergeben.

So entwickelt sich nichts mehr weiter. Vor allem nicht das Miteinander.

In der autonom befreiten Zone. Verschont uns mit Eurem guten Willen, Sucker.

Ein italienischer Wagen

Ich habe mir einen italienischen Wagen gekauft.

Die alten Herren stöhnen auf, den im Autogeschäft tätigen Bekannten schüttelt die Heiterkeit, Bekannte lehnen sich von der Bedrohung weiterer Konkurrenz im Wagenstatus befreit zurück, solange die Einstiegskante nicht nur unwesentlich über Straßenniveau liegt.

Ölverlust, beschlagende Scheiben, schlechte Versorgungslage mit Ersatzteilen, all die Urteile gehen auf, nun ja, gewisse Erfahungswerte zurück. Die stammen zwar mehrteils aus den Siebzigern und es wird gerne übersehen, daß der technische Overkill aufwendigere Probleme bereitet als ein einfaches Gelenk im Lancia. Die Spurstangen im Dreier-BMW, der Rost der C-Klasse, kein Mangel hält sich so lange wie die im Märwasser vor Neapel rostenden Bleche der Alfetta.

Mittlerweile ist die Stimmung weitgehend  entkrampft. Was nicht zuletzt daran liegen mag, daß die Gebrauchtwagenpreise von deutschen Wagen in der Regel so außer Relation zum Nutzwert stehen, daß ein Beharren auf alten Vorurteilen noch dem Letzten peinlich werden sollte. Mein Lancia hat damals im direkten Vergleich weniger als die Hälfte eines BMW oder Mercedes gekostet.

Mehr noch wird der Liebhaberwert und die klassische Form anerkannt. Die zehnte elektronische Fahrunterstützung reduziert den Glauben an die Heilserwartung durch Technik  jenseits von Auto-Bild und Adac-Motorwelt dann doch. Die fehlenden Ersatzteile simpelster Art werden also, wenn auch kopfschüttelnd und mit Notlösungen geduldet. So wenn der defekte Fensterheberknopf zum Austausch der gesamten Steuereinheit für rund 250,00 € führen würde – wie bei anderen Nationalgefährten auch.

Aber.

Jetzt im Alter von 12 Jahren fallen zunehmend einfache Funktionen des Radios aus. Aha, die Elektrik und die Italiener. Außen hui, innen pfui. Das Teil (ICS genannt, wofür auch immer das Akronym stehen mag) steuert den CD-Spieler nicht mehr, die Loudness-Funktion geht nicht mehr auszuschalten, die vorderen Lautsprecher werden nicht mehr bedient und so geht es fort. Ein Hardware-Fehler liegt offensichtlich nicht vor.

Das ist ärgerlich. Ein Vorteil des Wagens ist die italienische Noblesse nebst ausgezeichneter audieller Versorgung der Boseboxen, mit der man auch Vergnügen hat an Mozarts Blech und dem Holz von Cimarosa.

Der Austausch der Steuereinheit soll bei knapp 3.000,00 € liegen. Möglichkeiten der Reparatur der Software sind weitgehend unbekannt und beschränken sich auf Gerüchte von Nerds im Internet im Thema Autotuning.

Die Italiener also? Das Gerät stammt von Siemens und war nach Auskunft des Schraubers meines Vertrauens auch von Porsche verbaut, mit den gleichen Ausfällen und Reparaturproblemen.