Rainer Hank und Christian Siedenbiedel schreiben sich heute in der FAS ihren Frust über die Regulierung der freien Marktwirtschaft von der Seele. Lasst dem Geld freien Lauf.
In regelmäßiger Wiederkehr erleben wir in der FAZ durch Hank und andere die Irritation, wie heutzutage noch althergebrachte Lehrsätze durch die Manege geschleift werden, die heute durch nichts mehr zu rechtfertigen sind und vermutlich niemals wirklich Berechtigung hatten.
Heute: In der Marktwirtschaft ist nur das Geld wirklich knapp
und
Angebot und Nachfrage.
Bar jeder praktischen Erfahrung, dafür mit den Stimmen einiger Lobyyisten angereichert quälen die Autoren die Mietpreisbremse als schädlich für den Wohnungsmarkt durch. Geringe Miete verhindert die Investition, verhindert ein Gleichgewicht von angebot und Nachfrage und damit eine Selbstregulierung der bezahlbaren Mieten nach dem, was der Markt so hergibt.
Früher war es ein gängiges Modell sein Erspartes für sich und eine Familie als Mietshaus anzulegen und dann mit einigem Geschick und guter Bausubstanz über 120 Jahre für gute Rente zu sorgen.
Heute steckt kein Bäcker mehr seinen Ertrag in ein Mietshaus.
Die Illussion von Angebot und Nachfrage ist spätestens mit dem Bäcker um die Ecke untergegangen – und war bereits damals ein Diktat des Angebots an die Nachfragenden: Friß oder stirb.
Heute geht es nicht mehr um Renten, sondern um Renditen. Die Wohnhäuser in Berlin werden wenn möglich nach Straßenzügen erworben von Fondsmanagern, die dann sogleich zu den Bürgermeistern marschieren und über den Milieuschutz reden. Bäcker Hempel hat sein Alters-Häuschen in Britz und ist froh, wenn Sohnemann die letze Investitionsmasse des Familienunternehmens nicht in ein Start-Up gesteckt hat. Die alte Ökonomie hat die alten ordnungspolitschen Maßnahmen überwuchert.
Auf den Resten baut sich längst ein System auf, das nichts mehr zu tun hat mit den Investitionssummen, Abschreibungen und Renditen.
Die Wohnungswirtschaft lebt längst von Rentenkassen, die in großem Stil Wohnungen kaufen und Renditeerwartungen an Marktentwicklungen von Regionen und Währungen knüpfen. Die Häuser bewerten sich nicht mehr nach den tatsächlichen Erträgen. Wenn der Blumenladen, deren Betreiber das Geschäft eher als Lebensaufgabe sehen und auch in diesen zeitlichen Dimensionen rechnen, durch das nächste Casino verdrängt wird, hat das den Hintergrund in kurzerfristigen Gewinnen – aber vielmehr in der kurzfristigen Wertsteigerung nach dem Ertragswert des Gebäudes auf dem Papier. Da stehen dann Mieten satt in den Büchern – egal, wie lange der Mietvertrag hält. Das ist dem Fondsmanager natürgemäß viel wichtiger für die Bilanz als die tatsächliche Realisierung der Mieteinnahme. Und wenn wir uns auch als Hip und auf dem Laufenden halten, wenn wir neue Viertel aus dem Winterschlaf der Sozialviertel erwachen sehen – der Portfoliomanager war längst da.
Geld, meine Herren, ist nämlich im Gegensatz zu 1554 oder 1895 im Überfluß da. Und wenn nicht, dann wird welches gemacht und je mehr die Banken verbraten haben, je mehr haben sie zurück bekommen. Was auch immer da im Größen geschieht – ob es sich tatsächlich um eine Art Wirtschaftskrieg oder Vorteilsnahme handelt, es ist selten naiv, in solchen Platitüden zu denken, die Weisheiten der Marktwirtschaft würden tatsächlich gelten.
Angebot und Nachfrage, Knappheit von Geld und Knappheit von Gütern etc. pp. funktioniert nur, solange man genug Dumme findet, die daran glauben.
Und die vielen kleinen Eigentumswohnungen springen solange er rumpelt und Krach macht auf denselben Zug. Die Zugführer geben nicht Bescheid, wenn sie die Maschine verlassen.
Nur wirtschaftspolitische Maßnahmen können so ein Marktgebaren verhindern und damit die Gefahr, dass der Zug entgleist und die Wortschaft brummt und die Erträge der Arbeit als Rente gesichert sind. Und nur solange Arbeit sich auch lohnt kann dieser Kreislauf funktionieren, nicht mit reiner Geldbewirtschaftung.
Noch ein extra Punkt: Die beiden Autoren wissen ganz genau, was für ein Unsinn, da steht, sonst bräuchten sie sich nicht auf Diffarmieren verlegen. Wenn vor 20 Jahren noch der Intellektuelle die Kreise des gesunden Menschenverstandes störten, muss jetzt das verantwortungsvolle Bürgertum herhalten, die Ökos, Bio-Spinner, Bionade-Bürgertum. Das unsachliche Abwerten des Anderen, ist immer das Rufen aus dem abgehängten Zug.
Ein anderer Hank ist mir da lieber: Mind your own Business














