Nur in der Religion sah Peter Wend eine Hingabe und Hinwendung zu einer unromantischen, unverklärten Liebe, wie es ihm sonst nur in der Selbstlosigkeit der Poesie vorkam.
Natürlich zeichnete sich auch ihm der religiöse Fundamentalismus wie der traditionell religiöse Automatismus, aus dem er ihm hervorzugehen schien, überall gerade nicht durch die Unterwerfung sondern durch kompromisslose, immer vernichtende Überhebung aus, die ihm mit dem Prinzip der Liebe nicht vereinbar war. Darum wollte es ihm aber nicht gehen und er musste sich eingestehen, um diesen Punkt ein leichten Bogen zu schlagen, nachdem ihm hin und wieder seine Erleichterung aufgefallen war, wenn bei seinen Gesprächspartnern diese kleine Unstimmgkeit nicht aufkam. Nur die persönlichen Eitelkeiten entkleidete Liebe, die Hingabe und die Entblößung war ihm würdig genug als Liebe bezeichnet zu werden.
Und auch nur aus einer solchen, meinte er, dürften Kinder enstehen, weshalb er eine Schwäche für das Zölibat hatte. Nichts konnte schließlich die Unbedingtheit der Liebe mehr heiligen als die Entsagung des materiellen Gestus. Neues Leben zu schaffen war dem gleichgestellt und um so vieles höher anzusehen als die selbstbezogene, lustvolle Liebe, die ihn mehr und mehr anzuwidern begann als seten Quell von Streit und Mißgunst. Eine Hitze überkam ihn und es wollte in ihm ein Furor hochsteigen, wenn er darüber nachdachte, die Liebe nurmehr als Selbstzweck zu sehen und den körperlichen Akt völlig zu entkleiden von seiner Bestimmung. „Grotesk.“ dachte er vor sich hin, „Es geht dabei sehr rein und fein und vernünftig zu. Der Vorgang selbst ist darum nichts weniger als abscheulich.“ In stiller Verzweiflung und Ohnmacht wandte er sich ab und reinigte sein Messer mit zitternden Fingern. Disziplin und Heiligkeit leuchteten ihm dagegen sein Innerstes aus und der Gedanke daran versetzte ihn bald in eine zufriedene bescheidene Glückseligkeit.