Die Krimkrise ist eine Krise der völkerrechtlichen Legitimation.
Russland hat mit dem Syrienkonflikt das Völkerrecht auf die Ebene der Willkür des Stärkeren gestellt und die westliche Welt hat mitgespielt. Lawrow und Putin haben mit den Toten der syrischen Kämpfe den Umfang ihrer Macht auf dem internationalen Parkett ermittelt. Mit der Gleichgültigkeit gegenüber der Massenvernichtung von Leben hat die russische Führung (nicht anders als China in anderen Fällen) zugleich einen Ausweis der eigenen Skrupellosigkeit und Opferbereitschaft demonstriert – natürlich die Bereitschaft andere zu Opfern zu machen.
Das Versagen der Diplomatie im Syrienkonflikt ist das Fanal für Russland gewesen, wie weit man gehen kann und das war der Sinn der Übung. An seiner Haltung muss sich der Westen jetzt ausrichten lassen, weil er sich hier die Hände schmutzig gemacht hat. Die Politik des Westens ist ab dem Zeitpunkt nicht mehr glaubwürdig, weil sie den Anspruch auf die Verteidigung übergeordneter Werte (Humanität, Menschenrechte, Verbrechen gegen die Menschheit etc.) nicht verfolgt. Sobald sich die Legitimation des Völkerrechts aus formalen oder übergeorndeten Rechtsgesichtspunkten verliert, bleiben aber rein politische und wirtschaftliche Interessen und die unterliegen einem rein quantitativen Machtanspruch und Durchsetzungsvermögen. Dem vorhandenen Material und Willen zur Durchsetzung. Den Willen zur Macht zeigt Russland als taumelnder Idiot, wie letzhin so schön irgendwo stand. Bewußt unkontrollierbar und unzugänglich. Daher ist es Strategie, wenn der Bundeskanzlerin der Eindruck vermittelt wird, Putin lebe in einer eigenen Realität.
Am Rande zeigt sich, daß der Nahe Osten, wie von Beginn der neuzeitlichen Staatenordnung an, ein Spielfeld für die Möglichkeiten der Interventionspolitik ist.
Und Syrien war das Barometer für die Ängste der westlichen Welt vor der Irrationalität ungezügelter Gewaltdrohungen.