wieder mal irgendwas. Ich werde den Artikel von S. Lobo erst morgen lesen können, wundere mich aber schon beim Aufschlagen der Seite, weshalb der noch nicht verbrannt ist. Nicht zuletzt die etlichen Versuche von Visionären wie ihm, wie das Internet neue Märkte erschließen sollte, der letztlich immer wieder auf die rein wirtschaftliche Ausbeutung heruntergekochte Kern des Internet hat dessen Charakter geprägt.
Schon am Beginn des Internet, als es eigentlich noch drei echte Protokolle (E-Mail, Web, ftp) gab, in den frühen 90´er Jahren war es bereits komisch zu beobachten, welche Heilserwartungen die jungen Leute in die weitere Entwicklung des Internet steckten. Das Interent sei rund, das Denken hätte keine Richtung. Das war geklaut von Picabia. Daneben kam das das Internet als ein Rizhom, Deleuze, Baudrillard zusammen. Und so fort. Alle bewegen sich aber doch so fort.
Jedenfalls geradeaus oder in Kurven, wie das Denken auch. Wir denken vielschichtig oder in Dimensionen, in Begriffen oder Gefühlen, in Musik oder Farben, kann alles sein, aber wir tun das immer nacheinander, geradeaus oder in Kurven. Daran wird auch das Interent nichts ändern. Alles andere sind Heilserwartungen, die uns etwas verkaufen wollen, was es nicht gibt.
Das Internet, so erscheint es in der medialen Vermittlung, ist erschaffen von den Quacksalbern, die den Treck begleiten.
Tatsächlich wird es langsam Zeit zu überlegen, wem wir weiter unsere Welt überlassen wollen. Das Interent ist auch nichts weiter als eine Infrastruktur, wie Straßen-, Bahn- und Schiffahrtsnetze mit der Eigenheit, dass diese bereits materiell sich trennen lassen von der Privatheit unserer Leben. Das Internet ist übergriffig und fließt durch unsere Wohnzimmer. Das ist der Unterschied. Das ist etwas anderes als nackert Motorradfahren, auch wenn das einige glauben, die sich von vornherein eine ganz andere Privatspähre leisten können, als die Plebs, die schon immer mehr auf dem Marktplatz präsent war. Es reicht nicht ein Verzicht oder die Vorsicht der Nutzer. Keine Medienkompetenz kann Wettmachen, dass das Internet nicht sichtbar ist, wie eine Straße vor der Haustür und die Inanspruchahme sich nicht durch lautes Knattern der Mopeds von der Abziehergang bemerkbar macht.
Es scheint eines der Besonderheiten der strukturellen Umwälzungen unserer Tage zu sein, dass die, die am falsche Entwicklungen begünstigten, propagierten oder ausnutzten hinterher nicht diskreditiert sind. Immer weiter machen mit halbgaren Gedanken. Immer feste druf ohne die Behinderungen eines kritischen Blicks vorweg auf die Verwantwortlichkeit des eigenen Handelns usw. usf. Eigentlich sollte man die Leute doch aus der Stadt jagen, gleich ob Internetverwertungsmarktschreier oder Kapitalanlagebetrüger.
Dass das nicht gemacht wird, ist eine politische, strukturelle Entscheidung, die darauf beruht, dass der Markt erhalten werden soll und Verwertungsideen nicht durch zu große Regulierung abgeschreckt werden dürfe. Das macht man nur so lange, bis diese Märkte so groß sind, dass sie sich nicht mehr lenken lassen.
Von der CES wird jedenfalls berichtet, dass es bei den derzeitigen technischen Entwicklungen praktisch nur um Datensammlung geht.
Mir persönlich kommt das so vor, als ob man damals gesagt hätte:
So, und jetzt reißen wir alle Mauern ein, damit wir fahren können wo wir wollen, auch in den Häusern der Anderen, wir begradigen die Treppen, damit wir überall reinkommen und wehe, es schließt einer ab!


