Habe ich mich letztlich noch über Apple aufgeregt, so sehe ich jetzt zum ersten Mal Windows in voller Pracht den Verbraucher an der Nase herum führen.
Beim Installieren von Windows 7 öffnet sich Windows Media Player und will sich für erste Schritte einrichten. Dort ist standardmäßig eingerichtet „empfohlene Einstellungen“:
„Legen Sie Windows Media Player als Standardprogramm zum wiedergeben von Medien fest, laden Sie automatisch Nutzungsrechte und Medieninformationen zum Aktualisieren der Medien Dateien herunter, und senden Sie Nutzungsdaten des Players an Microsoft.“
Was, muss man sich fragen, geht vor in Leuten, die ohne Bitte und Danke zu sagen etwas von einem nehmen wollen ohne dafür etwas zu geben. Warum machen die das, ich meine die Werber und Designer und Programmierer, die „Kreativen“. Die werden hinterher nicht sagen können: Wir konnten nicht anders, wir hatten ja keine Wahl.
Es ist ein großes Mißverständnis, daß es etwas mit Paranoia zu tun hätte, wenn man sich dagegen sträubt, seine Daten preiszugeben. Es ist ja nicht nur die Sache mit der Kontrolle. Es ist, immer, eine Sache zwischen zwei Personen, die in einer Gruppe stehen, der gegenseitigen Achtung, des Respekts, des Ausgleichs, do ut des. Wenn ich etwas nehme, kann der andere erwarten, daß ich mich eines Tages daran erinnern werde. Wenn mir etwas gegeben wird, habe ich darauf zu achten, nicht in eine Abhängigkeit zu geraten.
Wenn Microsoft oder Google oder Apple etwas von mir nimmt, erwarte ich eine Gegenleistung, die anders klingt als, wir werden Dir Deine Welt verschönern, sie schneller und besser machen. Freiheit Deiner Daten heißt plötzlich, Freiheit vor allem von deren Ursprung.
Auch wenn ich immer wieder höre, das es doch vollkommen unerheblich sei, wenn man seine Daten preisgeben würde und so weiter und sofort, so ist das doch angesichts dessen, dass auf der anderen Seite alle großen Firmen die Daten der Nutzer als das große Geschäft ansehen, einfach eine Humbug. Es mag ja Leute geben, denen dieser Zusammenhang noch nicht aufgefallen ist. Die sind aber meiner Ansicht nach so kenntnisslos, dass sie wie jeder andere Verbraucher der in einem informell asymmetrischen Verhältnis steht (Vulgo: nicht anders kann), vor solchen Zumutungen geschützt werden muss.
Die Vorstellung, dass die großen Firmen, die jetzt schon entscheidend an der virtuellen Umgebung unserer Lebenswelt basteln, in Zukunft diese Umgebung auf den einzelnen Nutzer maßschneidern ist eine soziologische Horrorvorstellung. Es entsteht dann der vollkommen isolierte Mensch, der sich noch nicht einmal über seine nähere Wahrnehmung mit dem Nachbarn austauschen kann, weil der eine ganz andere Umgebung vorfindet. Ausgeschlossen, sich dann noch über seine Welt zu verständigen.