Alles neu bringt der Mai

Zuerst hat er einmal die Illusionen gebracht, wie jedes Jahr.

Berechenbar falsche Versprechen,

eine klare Sache. Das ist im Übrigen natürlich nie so. Das Leben ist nicht klar und bestimmbar, immer gibt es irgendwelche blinde Flecken und andere, die zu dicht, zu bunt gepackt sind, als daß man daraus eindeutige Informationen gewinnen kann. An der Stelle, an der der Sehnerv austritt, können sich keine Lichtsinneszellen bilden. Der blinde Fleck liegt mitten im Blickfeld und die Fehlstelle wird unbewußt ergänzt. Und jeder hat seine eigenen blinden Flecken, die er kennen sollte, bevor er in diese Ecke schießt.

Es ist diese durchweg unreflektierte Art und Weise und der Charakter, wie diese blinden Flecken ergänzt werden, woran man die Menschen erkennt – und die einem so manches mal den Weg, sich selbst zu erkennen so schwer machen.

Zwischendurch klart es auf und gibt den Blick darauf frei, daß jeder nur sich selbst der nächste ist und man sich auch nicht hinter seiner Naivität verstecken kann. Ganz gewöhnlich.

Also bringt der Mai einen klassischen Untergang oder Aufbruch, gleichviel, wie es sich gehört im ewigen Kreislauf.

Unklarheit, wie ich sie gerne habe

und Kälte, die man nicht sieht und für die es keine Bilder gibt. Nur leere Blicke.

Und dann wieder ein Glühen

und Blühen, wie man es kannte.

Und vielleicht einen Aufstieg oder Ausstieg.

Das weiß man erst, wenn man sich auf den Weg macht.

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