Gentrifizierung

Zweifellos trägt das stupide Anzünden von Kinderwagen und Autos in Berlin und Hamburg auf Dauer mehr zur Gentrifizierung bei als alle bewußten Versuche der Wohnungswirtschaft, das Niveau von Wohnvierteln zu heben. Abgesehen davon, daß von durchdachten und konzertierten Kampagnen der Wohnungswirtschaft faktisch ja nichts zu bemerken ist und die Steigerung der Mieten in aller Regel dem alten Schema billig – Studenten und Handwerker – Galerien, Gewerbe und Dienstleistung – folgt, ziehen diese Brände die Anwohner richtig runter. Da will man nur noch weg und ist bereit, dann vielleicht doch seine Ausgaben noch mehr in Richtung Wohnung umzuschichten.
Ich selbst glaube ohnehin nicht an die Behauptung, die Brandstifter handelten aus politischem Kalkül.
Brandstiftung zählt seit Jahrhunderten zur Frust-Kriminalität: Der Knecht, der zu kurz kommt oder betrogen ist, der Soldat, der ausgestoßen wird; regelmäßig waren Täter Personen, die (zu Recht oder Unrecht) das Ansehen im näheren Umfeld verloren.
Nur weil mittlerweile jedem ein politischer Aktionsplan wohlfeil zum Nachsagen vorgelegt wird; nur weil mittlerweile durch das Internet jeder Idiot, der meint, eine politische Verteidigung für Gewalt erstellen zu müssen, auch gehört werden kann, nur wegen dieser Öffentlichkeit ohne Knappheit der Resourcen, handelt es sich bei diesen Brandstiftungen nicht um eine politische Aktion, sondern es bleibt eine gemeingefährliche, selbstbezogene, selbstbefriedigende Straftat.
Und es spaltet die Gesellschaft in diejenigen, die Gewalt akzeptieren und die anderen, die dann eben gehen und warten, bis der Rest kollabiert.