Von manchen Rezensionen erfährt man mehr als von manchen Büchern. Vorausgesetzt, die Grundlage stimmt.
„.. stellt nochmals heraus, dass nicht etwa der moderne Kapitalismus, sondern der Begriff der (innerweltlichen) Askese (im Sinne einer systematischen Rationalisierung der Lebensführung) den theoretischen Kern der PE bildet, legt damit aber zugleich den Finger in eine offene Wunde (Kap. I.8). Wenn Weber nämlich im ersten Teil der PE darauf besteht, der Gegenstand der Untersuchung („Geist“ des Kapitalismus) lasse sich nicht vorab „definieren“, seine „endgültige begriffliche Erfassung“ könne vielmehr erst am Schluss erfolgen, so bleibe er genau dieses Versprechen schuldig, weil der Begriff des „kapitalistischen Geistes“ am Ende gar keine tragende Bedeutung mehr besitze. Dies aber aus gutem Grund. Im Laufe der Untersuchung habe Weber nämlich seine ursprüngliche Vorstellung von der protestantischen „Ethik“ und dem „Geist“ des Kapitalismus durch eine andere und präzisere Problemstellung überlagert: asketischer Kapitalismus und Geist des Rationalismus. Daraus erkläre sich, dass Weber die PE im Grunde auch gar nicht inhaltlich abgeschlossen habe, sondern auf ein offenes Ende habe hinauslaufen lassen, das um die Leitbegriffe der Askese, des Berufs und der rationalen Lebensführung kreise …“
Thomas Sokol zu Peter Gosh, Max Weber and ‚The Protestant Ethic‘. Twin Histories