Unklare Antworten auf Fragen, die es nicht gibt

Die Griechen machen ein Referendum über eine Frage, die es nicht gibt (Graf Lambsdorf d.J.)

Nun da das Referendum der Griechen nicht nur abgehalten wurde, sondern auch mit offenbar klarer Mehrheit über die Frage mit Nein entschieden wurde, gibt es jedenfalls ein Antwort. Auch über diese wird in den nächsten Tagen kalt und heiß diskutiert werden. Genau genommen wird es daher ein Referendum gegeben haben über eine Frage, die es nicht gibt und einem Ergebnis, von dem man nicht weiß, was es bedeutet und welche Konsequenzen es hat.

Fragen, die es nicht gibt, sind Fragen, die nicht gestellt wurden oder nicht beantwortet werden sollen. Fragen, die aus dem Weg geräumt werden sollen, sind Fragen, die die Kohärenz einer Logik stören. Diese Milliardenbeträge hängen gegenwärtig an einem Vermittlungsproblem mit zu vielen Beteiligten.

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Für die Griechen scheint das Referendum, also die Frage jetzt nicht so absurd zu sein, wie für die Entscheider in den Ebenen der internationalen Politik und des IWF. Die Griechen können nur wählen zwischen Pest und Cholera, das wurde oft genug beschrieben. Die Zielvorgaben jedenfalls mit den Mitteln der Europäischen Union und des IWF, nämlich des derzeitigen Laissez-faire für Großunternehmen und des Finanzkapitalismus, sind für Griechen wenigstens so unlogisch, wie das Referendum über eine Frage, die es nicht gäbe. Das Unverständnis den Griechen gegenüber, sich nicht endlich dem herrschenden System der Geldbewirtschaftung, Konzernpolitk und der Austerität anzuschließen muss unter strikt kommunikationstheoretischer Betrachtung bei den Griechen als Affront aufgefasst werden und als Aufforderung, sich symbolisch zu unterwerfen: Zu hoffnungslos ist die Situation und zu absurd ist die Hoffnung der Instiutionen, durch ein schlichtes Andienen an die derzeitige wirtschaftspolitische Logik Erfolg haben zu können. Es fehlen die Voraussetzungen. Für diese Erkenntnis braucht es keinen Fachmann. Das hatten wir auch schonmal, kürzlich.

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Die Kommunikation zwischen den Kombatanten ist daher tatsächlich zu allererst ein Problem, welcher Logik man sich unterwerfen wolle. Und gerade weil die finanzpolitische Linie der westlichen Länder derzeit massiv in der Kritik steht und diese auch wissen, wie sehr diese in Gefahr ist, können die teils am Rand des Abgrunds argumentierenden, noch dazu ganz schrecklich in sich zerissenen Griechen niemals Zugeständnisse in dieser Richtung erwarten. Nicht, solange die Wahlen der europäischen Staatsoberhäupter von dieser wirtschaftspolitischen Erzählung abhängen, gleich ob diese jetzt kritisch diskutiert oder strikt befolgt werden soll.

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Der Vergleich mag weit hergeholt sein: Die Griechen haben durch aussichtlose Schlachten (Schlacht bei den Thermopylen) die entscheidende Schritte eingeleitet, um die westliche Zvilisation auf die Spur zu setzen. (Es wäre jetzt ein schlechter Witz zu behaupten, dass sie ja wohl irgendwann dafür büßen müssen, wirklich. Nein.) Vielleicht hat diese verlorene Schlacht, das Nein der Griechen zu diesem Referendum wenigstens den Effekt einen Splitter in die derzeitig unangefochtene Logik der Geldbewirtschaftung zu treiben und Europa auf seine Werte zu besinnen.

Nachtrag: es fängt schon an, es wächst das Verständnis und wird sich der Kritik an den vorherigen Verhandlungen angenommen.

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