Tagwerk

Fünf Stunden telefoniert nur diesen einen Tag, dazwischen notiert, sortiert, archiviert, Post, Abschriften, Schriftsätze.

Eine Zwangsvollstreckung, die über die Feiertage durch das Gericht versaubeutelt wurde, halbwegs wieder gerettet und auf Spur gebracht. Gedroht und geflötet. Vor allem erfolgreich alle offensichtlichen Spuren des tatsächlich Kafkaesken übertuscht mit leichten Pinselstrichen des Verständnisses für die Umwege rationalen Verwaltungshandelns. Personalmangel, Unvermögen und Überforderung wegen kurzfristiger Besetzung der Hinterlegungsstelle mit einer fachfremden Sachbearbeiterin, schließlich die oft schwer hintergehbare Verweigerungshaltung von Gerichtsvollziehern.
Im Effekt kostet der Spaß der Mandantin einen bis zwei Monate, die notwendig sind für die Sanierung und dessen Gelingen nun gefährdet ist, wenn noch etwas dazwischenkommt.
Die Gebühren für den Spaß rechtfertigen keine 30 Minuten Arbeit.

Mandantin meldet sich wenige Tage später und erkundigt sich, weshalb eine Vertragsbearbeitung mit dem üblichen Stundensatz abgerechnet wird. Freue mich, dass sie nachfragt, ärgere mich zunächst, nicht die tatsächlichen Stunden angesetzt zu haben. Da solche Anfragen immer eilig sind, wurde die Geschichte nach einem 5 Stunden Verhandlungsmarathon im Zug ausgearbeitet, Vergleichsdateien erstellt, kommentiert und Nachtschicht eingelegt.

Kraftwerk

Eine Verhandlung mit dem Vater eines Sohnes. Kommt jetzt aus dem Krankenhaus wegen Herzinfarkt, hatte sich vorgenommen, das Leben leichter zu nehmen. Das ist gar nicht so einfach mit den guten Vorsätzen im neuen Jahr. Der Sohn hat einen Ausbidungsvertrag geschlossen mit Jahresbindung, staatlicher Förderung, die wegfällt, wenn man nicht erscheint und erstattet werden müssen, Kündigungsfristen nicht eingehalten. Sollte man Lesen. Hat aber lieber den Kopf in den Sand gesteckt, auch nach rechtzeitiger höflicher und dringender Aufforderung mal aufzuwachen. Es hilft ja niemanden, wenn man geförderte Plätze belegt und andere Interessenten nicht nachrücken können. Also länger mehr erklärt als verhandelt über eine Ratenzahlungsvereinbarung, Voraussetzungen und Modalitäten.
Es wird jetzt sicher das übliche Programm laufen: schriftliche Ratenzahlungsvereinbarung, trotzdem bereits darauf hingewiesen wurde, nochmal Angaben und Nachweise nachfordern, Ratenzahlungsvereinbarung abstimmen, aufsetzen, hinschicken. Trotz vorherigen Hinweis, dass so etwas nicht umsonst erfolgt, kommt dann immer erstaunt die Nachfrage, wofür den hier Gebühren anfallen.
Für die Lebenshilfe? Nur wenn es denn etwas brächte und ein kleinwenig Bewußtsein geschaffen wäre für den Umstand, dass man bei anderen einen Schaden verursacht hat, durch seine Verpeiltheit. Also nein. Für die Arbeit, die Dienstleistung?

Alle fahren durch die Nacht. Die einen lesen die Zeichen, wählen sich eine Spur, um zu einem Ziel zu kommen, die anderen fahren dreimal im Kreis, landen dann irgendwo und fragen entgeistert, wo sie sind, warum der Tank leer ist und das Taxi nach Hause was kostet.

nacht verkehr

Einen Bauschaden besprochen. Immer wieder, was rechtlich durchsetzbar ist, muss nicht wirtschaftlich vernünftig sein, und umgekehrt. Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Die Stichhaltigkeit eines Anspruchs setzt sich zusammen aus dem vorherigem planvollen und nachvollziehbaren Verhalten. Auch hier gilt: Die Hilfe kommt nur an, wenn sie nicht erkennbar ist, untergeschoben und aufgeholfen.
Unter der Wohnung tropft Wasser aus dem Deckenanschluß und der Zugang zur Untersuchung wird verweigert. Eine absurde Geschichte von giftiger Rechthaberei, die mit dem Bewußtsein höherer Moralität durchzogen wird, in deren Zug der Direktor eines bedeutenden Tiergartens als Sachverständiger geladen werden soll über die Frage, ob ein Igel denn ein Haus- oder Wildtier sei. Das, wenigstens, ist sehr komisch, einerseits, und zeigt die Hybris, mit der solche Ansprüche verfolgt werden. Da kann die Referenz nicht hoch genug sein. Nachher zersplittert alles, je mehr man die Argumente aufmacht.

Sägewerk

Tagwerk. Nur mit Distanz zu überblicken.

K schließlich motivieren, sich einweisen zu lassen. Auch hier wieder hilft nichts, was nicht als eigener Gedanke erlebt wird. Die Überzeugung muss von innen kommen. Sonst sind alles nur kurze Höhenflüge der Hoffnung und Imagination oder wird erst gar nicht wahrgenommen. Große Bedenken auch, ob das richtig ist. Sie muss ihr Leben lang büßen für selbstgefällige alte, gierige und besoffene Männer. Dafür nochmal die Wut disziplinieren, nochmal unterdrücken, denn sie kann kein gerechtes Ziel mehr finden. Gewalt und Vertrauen. Eins bedingt das andere. Die Freiheit der Vergeltung ist gestorben.

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