Semantik des gegenseitigen Unverständnisses

Kommunikation ist furchtbar. Oft fragt man sich, was da praktisch passiert. Fast nichts läßt sich vermitteln, wenn auf der Gegenseite nicht bereits Verständnis herrscht.

Gestern noch von Ernst Jandl die herrlichen Rezitationen seiner Gedichte gehört. Heute das Ergebnis eines Telefongesprächs; die Diktatsoftware lief mal wieder im Hintergrund und der Sprecher wanderte im Geiste wie im Raume:

Und War also War also die Räder gekommen
verheimlichen und kaum Leser Kontakt aufgenommen
die Frau schreibe ich da Montag wieder erreichbar
ist ich bitte um was es geht sich bewegt
Habe jemals davon aus dass sie eine Korrektur gestellt
werden Nervenzellen Übergeordneten Gesetzen
habe zwei Probleme zu lösen
was mir bisher Bauchschmerzen macht genau
Ich habe im Moment gar nicht vorstellen dass ohne
dass die von mich beschleicht möglicher,
oder sich eine praktische gemütliches
ohne die Werte von den Verbrauchswerten Probleme
Vater war sie es sich um diesen Erläuterungen
soziales Ziffern/St. erforderlich gehen sollte
und sich per Zukunft sicherlich sich erstmal noch genauer erkundigt
Asus insbesondere war er beispielhaftes §
verstehe auch die Glückwünsche also vertrat er jaseine auch,
weil er offensichtlich nicht Unstimmigkeiten und die gegenseitige
Saunaraum Mitarbeiter über Makler
müssen Sie vielleicht auf die Füße treten
sie nur immer damit 47 Anna Seier Personalkosten
1012 Geschichte war

Oft stelle ich entmutigt fest, kommt bei dem Gesprächspartner nicht viel mehr an als derlei zusammenhangslose Fetzen. Ich frage mich dann, wie sie oder er das sortiert zu einem sinnhaften Ganzen oder spielt das schon keine Rolle mehr. Wird es überdeckt, von dem, was man sich ohnehin selbst denkt?

Dabei ergibt sich eine Sinnhaftigkeit durchaus. Eine poetische, eine der Häufigkeit der Verben, Nomen, Stichwörter. Der Text ist der Auswertung zugänglich und die Algorithmen sind bestimmt nicht wählerisch.

Was die Auflösung des Informationszusammenhangs für den Bedeutungsgehalt ausmacht, damit werden wir uns in Zukunft verstärkt beschäftigen müssen. Je mehr wir einen Teil unserer Tätigkeiten ins Internet verlegen, umso mehr werden unsere Informationen von immmer neuen Algorithmen auseinandergenommen, ausgewertet und neu zusammengesetzt.

Das Individuum löst sich auf in ein Evaluationsobjekt, einen Konsumenten, einen Objektträger zur Lieferung von Informationen zur Optimierung von Werbe- und Marketingstrategien. Der von uns zugewiesene Erklärungsgehalt unserer Äußerungen wird vielleicht bald nur noch von uns selbst zur Ordnung und Entwicklung unserer eigenen Datenströme zum Zweck der Erkenntnisgewinnung benötigt. Diese Ordnung, oder Denksysteme, von manchen (Michael Schumacher) auch schon schlicht als „Denke“ bezeichnet (oder entwertet), orientiert sich vice versa an unserer Lebenswirklichkeit. Was passiert also, wenn der Zusammenhang der Informationseinheiten keine Rolle mehr spielt in der globalen Semantik unseres Daseins?

Vollbringt The World inside the World, der Staat im Staat in Allianz mit einem „Monopolkapitalismus“ das, was dem Kommunismus nicht gelungen ist? Die Entwertung des Individuums und Kontrolle des Restbestands durch Steuerung der Bedürfnisse, Lebensläufe, Markverhalten, des Marktgeschehens?