Auf ein Bier mit

Gundel-Bräu, Barthelmesaurach

Während der Norden und Osten Nürnbergs geprägt ist von den Tälern und Felsen der fränkischen und Hersbrucker Schweiz, führt uns der Süden in ein oft großzügigeres Gelände mit lang hingestreckten Höhenzügen, mit weitem Blick von dort oben von Tal zu Tal, von Ortschaft zu Ortschaft und Feld zu Feld bis hinunter zur eigentümlichen Geologie des Altmühltales. Ein sanfter Schwung gegen- und miteinanderlaufender Ebenen.

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Kurz hinter Schwabach und kurz vor der schönen, markanten Burg Abenberg, von dessen Turm die Landschaft sich nach Süden hin so schön ausfaltet, liegt Barthelmesaurach im Aurachtal, schon der Name ein fränkisches Gericht, Baddlmessaurach.

Die hiesige Brauerei Gundel war im September Bier der Woche im Wanderer am Tiergärtner-Tor und der Tester nahm den lauen Abend und den blassroten Gruß der untergehenden Sonne zum Anlass für eine Verkostung.

Ausgeschenkt wird klassisch im bauchigen Glas. Zur Wahl steht Dunkles und Helles vom Fass, das sich natürlich nicht nur farblich unterscheidet, jedoch nur selten in der dunklen Variante die übereifrigen getreidigen und sättigenden Noten sächsischer oder märkischer Dunkelbiere aufweist. Häufig findet sich im Kerngebiet fränkischer Kleinbrauereien rund um Bamberg auch das Helle ungespundete Bier in einer dunkleren Farbe bis hin zu Akazienhonig.

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Unter Dürers Giebelbalkon läuft dem Dichter ´s Liedel davon.

Hier ist das Helle kräftig hell und blond wie die Sehnsucht. Es begrüßt uns mit einem sehr feinporigen Schaum. Die ersten Schlucke künden mit feinem, herben Geschmack von Hopfen erster Güte, mit sämiger Textur des Schaums und feinperliger Sensorik von der klassischen Tradition fränkischer Braukunst und öffnen den Gaumen für die weiteren Kopfnoten vor.

Es trägt denn auch im Mittelteil des Biers die typisch fränkische Eleganz der ausgewogenen Bitternoten des Hopfens, die sich nun recht erfrischend auch in die Nase vorarbeiten und deutlich  den Appetit anregen. Begleitend kommt eine herrlich kleine, malzige Süße mit einer Ahnung von Pflaume hinzu, die sich im Abgang mit leichter Quitte ergänzt. Ein Klassiker! Wie geschaffen für die weiten Felder und kleinen Täler Mittelfrankens im Spätsommer.

(Fußnote: Ein kleiner Hinweis muss dem geneigten Unkundigen der fränkischen Lebensart zu Liebe auf seine Reise nach Baddlmessaurach mitgegeben werden. Die oft etwas unambitioniert wirkende Ästhethik, die sich hier und da bei der Produktpräsentation zeigen mag, ist, so versichert der Tester, tiefe Bescheidenheit, die die Lieblichkeit der Natur nur allzu selbstverständlich hinnimmt. Während der junge Bayer sich zunehmend mit verfehlter Lederhose und Dirndl, Jancker und Hut im Zuviel präsentiert, hat der Franke wohl wegen der tieferen Gründung seiner Herkunft allzu oft jede persönliche Eitelkeit verloren. Das mag zur Erläuterung genügen und tut hoffentlich der großzügigen Herzlichkeit, die sich in Geschmack und Wesen vermittelt, keinen Abbruch.)

20120818

Lyrik aus dem Zufallsgenerator (digitalesdiktat)

 

Einen wunderschönen guten Morgen,

packen Sie die Badehose ein und ein Sonnenöl

und suchen Sie sich ein Lächeln

wild romantischen Inhalts / den Wald ging zu einem idyllischen Bade.

Es wird heute circa 33°, wir haben freie Sicht auf die Welt

und von den Bergen kommt eine wunderbare schöne kleine Luft.

Alte Männer

scheinen irgendwann das natürliche Schamgefühl vor Peinlichkeiten zu verlieren.

Das macht wahrscheinlich die Unabhängigkeit von dem Gerede der Anderen, die man mit den Jahren für sich spürt. Vermutlich ist es aber auch nur Einsamkeit auf diese Art: nicht mehr wirklich in einem Verhältnis zu anderen Personen als Gesprächspartnern zu stehen, sich nicht mehr wirklich für sie zu interessieren und – für Clint spätestens jetzt – ebenso im Gegenzug gebührend ernstgenommen zu werden.

Elektroherd und Laminat

Ich halte Elektroherde für barbarisch. Einen Haufen Strom durch Metall zu jagen, bis dieses heiß ist und mit der Abwärme Wasser, Öl, Gemüse und Fleisch zu erhitzen scheint ungefähr so naheliegend wie Uran aufzuarbeiten, daraus Strom zu gewinnen und mit den Abfällen über Jahrhundertausende ein ernsthaftes Umwelt-, Sicher- und Gesundheitsproblem zu erzeugen.

Aber man muß geduldig sein. Diejenigen, die ein verkapptes Hochhaus an einen Stadtring stellen ohne beim Bau Rücksicht auf Lärm und andere Wohnqualität zu nehmen, können bei dem Gedanken an Immobilienbewirtschaftung oder Beseitigung von Wohnungsmangel nicht an alles Denken.

Die Gedanken derer an diejenigen, die dort einzuziehen bestimmt ist, werden nicht allzu hohe Erwartungen hinsichtlich des Brandschutzes und der Selbstverantwortung in sich bergen. Hier ist der Mensch Mieter, eine Kategorie der Wohnraumbewirtschaftung, die in Margen, Ausfallraten und Renitenzvermögen bemessen wird. Man muß Geduld haben mit solchen Leuten. Irgendwann wird auch ihnen aufgehen, daß der zur Schau getragenen Selbstverantwortung eine Fremdverantwortung beiseite steht, die, nur zum Beispiel, mit der Atomkraft eine der ganz großen Niederlagen erlitten hat.

Wir bereiten uns trotzdem etwas, was die einen vielleicht als frugales Mahl bezeichnen, tatsächlich aber riner  Luxus ist: Gute, natürliche Zutaten. Zwiebel, frische Schwammerl, etwas Knoblauch, ablöschen mit wenig Weißwein und mit kleingeschnittenen Tomaten auffüllen, Grüner Pfeffer, Meersalz, Oregano. Das auf Spaghetti und dazu einen Ochsenherztomatensalat.

Vorteilsnahme gegenseitig

Wenn ich nicht auf eigene Rechnung handle, dann handle ich auf die Rechnung von jemand anderem – gleich wie.

Dazu kommt die Frage, hat Groenewold damals die Rechnung beim Finanzamt als Betriebsausgaben angemeldet oder nicht. Dann dürfte Steuerhinterziehung vorliegen (Version: Wulff) oder Vorteilsnahme im Amt und Bestechung (Version : Offensichtlich).

Der Mensch ist keine Maschine, Amy Chua.

In diesen Tagen werde ich häufig erinnert an eine sehr denkwürdige Bühnendarstellung einer Punkband namens Suicides zu meiner Jugendzeit. Zu dem Baßlauf von Peter Gun offenbarte der Sänger seine Ansicht  der bürgerlichen Erscheinungen in ihm: „Der Mensch ist eine Maschine – innerlich kalt und leer.“ Die Aussage wurde bei gehöriger Gesamtinterpretation unterstrichen durch die Darstellung eines Analverkehrs oder jedenfalls dem, was ich in jener kurzen Zeitspanne davon hielt, die zwischen der ersten erstarrten Wahrnehmung und der dämmrigen Suche nach Deckung vor der mir aufgedrängten Offenbarung währte. Ich nehme an, man wollte uns damit den Hedonismus als leeren, zwanghaften Akt, als Durchführung des sinnentleerten Programms der Maschine Mensch vor Augen führen. Vielleicht war ihm auch nur danach. Jedenfalls war der Akt grob, laut und böse. Das war damals so.

(Abwärts:
Jetzt sei ruhig und halt den Kopf ganz still
Heut ist die Nacht wo ich es wissen will
Und jetzt tu nicht so als wenn du gar nichts fühlst weil du dann mit meinen Gefühlen spielst
Denk an Torpedos und an U-Boot Krieg
Und daran dass auf dir eine Leiche liegt
Denk an Feuer und Maschinengewehr und an den Sieg vom Deutschen Heer
Beim ersten Mal tut´s immer weh
Und manchmal tut es nur noch weh … )

Wie es sich häufig verhält bei solch rohen, gewalttätigen Darstellungen: Von dem überwältigenden Eindruck bleibt wenig mehr für die Erinnerung – vielleicht war da sonst nichts als Kälte und Leere zu bedauern.

Hier ist der Mensch noch Maschine.Hier ist der Mensch noch Maschine

Weshalb ich darauf komme ist die vergangene Diskussion über die geeigneten Erziehungsmethoden und das äußerst heterogene Bild des jungen Menschen, das unsere Zivilisation hat und damit unser Wunschbild und Abbild zugleich:

Die Erziehungsmethoden der Amy Chua sind nur diskussionswürdig, wenn man den Menschen als Sieger vor allen anderen akzeptieren will und damit die Gesellschaft oder den Staat oder den Nachbarn immer nur als Anderen, als Feind betrachtet, dem man zuvor kommen müsse. Die Russen, Chinese, Islamisten werden uns überrollen, wie uns Nachbars Kirschbaum, der Kollege auf der Karriereleiter, der Kindertagesstättenmitbewerber im Moment in den Nachteil setzt.

Nun reicht es sicher nicht, die befriedende Kraft der zivilen Gesellschaft rein dichotomisch mit dem gegenteiligen Modell zu verbinden: Das vielbeschworene Erziehungsmodell der Zivilgesellschaft war sicher immer verbunden mit der Humanität, der Würde des Menschen an sich, dem Menschen als Selbstzweck und der Ablehnung des Bildes vom Menschen als merkantiler – merkantilistischer Mehrwertfaktor, als Maschine: Reichtum der Bevölkerung ist Reichtum des Staates. Schnell hatte das im Merkantilismus erwachsende Bürgertum begriffen, daß es auf die Qualität ankam. Da durfte, ja musste man schonmal Klavier auch zum Selbstzweck spielen und nicht wegen des Mehrwerts. (Lang Lang ist eine Maschine …)

Gleich ob damit „der Westen“ als ideologischer Feind von Nationalsozialismus und Kommunismus oder der karriereunwillige Buddhist gemeint ist, gleich ob die unselige Konstruktion des Siegers aus Not gegen die Barbaren (Kissinger) oder die Finanzkrise als Ergebnis adrenalingeschwängerter Hasardeure ins Feld geführt wird. Historisch unabweisbar ist die Erkenntnis, daß die Siegermentalität auf lange Strecke nicht, nun ja, allzu gewitzt ist und meistens in einem Blutbad endet, dessen Ursprünge kopfschüttelnd dann mit Schicksal und dunklen Gemengelagen bedauert werden.

Diese Dichotomie reicht sicher nicht, aber sie ist ein Anfang. Der Sieger, der Führer, der Rosseführer, der Held der Arbeit, der neue Mensch des sozialistischen Staates, sie sind allesamt Vernichter, Weltenzerstörer.

Und wir sind nicht anders, wenn wir Kritik an der unsere Resourcen vernichtenden Konsumgesellschaft als Ideologie kritisieren und nicht in der Lage sind, hierüber eine objektive Kosten-Nutzen-Rechnung durchzuführen.